Rede zur Kandidatur für das Direktmandat im Wahlkreis 14

Von: Florian A. Lillpopp

Mit der folgenden Rede habe ich mich im Rahmen der Aufstellungsversammlung für den Wahkreis 14 um die Direktkandidatur beworben.

Liebe Genoss*innen,

Liebe Freund*innen

Liebe Gäst*innen,

nicht anwesendes Wahlvieh,

die PARTEI Niedersachsen hat entschieden, dieses Jahr eine Landtagswahl zu veranstalten.

Als wir das letzte Mal gemeinsam eine Landtagswahl veranstaltet haben, war es 2017. Wir hatten noch kein Corona, keinen Krieg und konnten mit dem Begriff Lockdown nichts anfangen. Einzig und allein eins hatten wir damals: ziemlich viel schlechte Laune am Wahlabend. Denn irgendwie war das ein Reinfall. Dennoch, oder gerade mit Blick auf das, was sich in der Welt um uns herum seit dem alles ergeben hat, will man dennoch fast sagen: Damals war alles besser.

Wenn ich ehrlich bin, eigentlich habe ich gerade noch nicht einmal wirklich Bock auf Wahlkampf. Und nach 2017 erst recht nicht auf Landtagswahl. Ich habe keinen Bock auf die nächste „Schicksalswahl“ bei der man bloß keine Kleinstparteien wählen darf. Keinen Block darauf wieder zu hören, wie schlimm es ist, dass wir gewählt werden und welche Mehrheiten wir verhindert haben.

Auf eins jedoch habe ich noch weniger Bock: Auf die ganze Scheiße, die wir in den letzten Jahren erleben mussten. Auf den hanebüchenen Bullshit, den die Koksnasen in Minister- und Fraktionsämtern von sich geben.

Auf die Entscheidungen, die an der Realität vorbeigehen.

Auf die groteske Ignoranz gegenüber Fakten und Realitäten.

Auf die arrogante Art und Weise, wie mit den Arbeitnehmer*innen in den sozialen Berufen umgesprungen wird.

Auf den unverantwortlichen Umgang mit den Rechten von Schüler*innen.

Auf noch so viel mehr Scheiße, die im Moment in Hannover produziert wird.

Und deswegen hab mich entschieden, meinen Hut doch einmal mehr in den Ring für eine Direktkandidatur zu werfen. Denn auf eine Sache habe ich am Ende doch ziemlich hart Bock:

Darauf meine Wut und meinen Frust der letzten Jahre gemeinsam mit euch in etwas Positives zu verwandeln.

Darauf mit euch den immer selben Phrasen mit böser Satire entgegenzutreten.

Darauf, ein Angebot zu machen, das zeigt, wie blass die Grünen, wie braun die Gelben, wie Schwarz die Roten und wie affig die Linken, die ChristAsozialen und die Nazis sind.

Natürlich – als Erz-Realo innerhalb der PARTEI – kann ich mich nicht davon freisprechen genau das zu tun, was mich in Duderstadt beinahe zum Bürgermeister und im vergangenen Jahr zum Mitglied des Stadtrates gemacht hat:

Ich möchte meinen Finger ein Mal mehr in die Wunden legen. Die Themen ansprechen, die im Mainstream der niedersächsischen Politik keine Rolle spielen.

Eines dieser Themen ist die Jugendpolitik in unserem Land.

Leider nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie vor über zwei Jahren gibt es im Umgang mit Kindern und Jugendlichen einen breiten politischen Konsens, von Sarah-Wagenknechts-Partei über die Ampel bis hin zu NSAfDSU, darüber, diese bei jeder Gelegenheit ins Knie zu Ficken, sie zu Verarschen und wann immer passend für „die Wirtschaft“ oder in Zwangsdiensten zu verheizen.

In den vergangenen zwei Pandemie-Jahren hat sich nun jedoch keine Partei mehr wirklich die Mühe gegeben, diesen Konsens zu verstecken.

Seit über 2 Jahren sind zahlreiche Jugendräume und Jugendzentren geschlossen. Jugendarbeit fand nicht statt.

Statt Treffen mit der Clique gab es Lockdown und Reglementierungen.

Statt Training im Sportverein gab es Spiel- und Trainingsverbote.

Und statt Ausgleichsangeboten gab es: richtig. Nichts. Rentner-Smiley

Politiker*innen, die zumeist schon weit in der zweiten Lebenshälfte stehen, haben in der Corona-Pandemie den Kindern und Jugendlichen ihren Freiraum, ihre Rückzugsorte und ihre Ausdrucksmöglichkeiten gestohlen. Denn natürlich ist es nur in der eigenen Wohnung sicher. Übergriffige Eltern? Egal. Hauptsache Lockdown!

Das eigene Heim mag für die älteren von uns ein Rückzugsort sein, jeder, der sich zumindest noch halbwegs daran erinnern kann, einmal Kind gewesen zu sein – damit meine ich jeden, der nicht hauptamtlich Politiker ist, denn die vergessen ja so relativ wichtige Realitäten im Leben immer direkt nach der Wahl – weiß, dass das für Kinder und Jugendliche ganz anders aussieht.

Bleibt festzustellen: Jugendliche sind lästig, verursachen Dreck, kosten Geld und bringen der Wirtschaft erstmal nichts ein. Also sind sie egal.

Mir nicht.

Noch einen Schritt weiter gehend, müssen wir dringend auf die Bildungspolitik kucken. Und auch das möchte ich tun.

In den vergangenen zwei Jahren hat die niedersächsische Landesregierung – genau wie jede andere in diesem Land – einmal mehr bewiesen, wie egal ihr die Zukunft unseres Landes ist. Denn während die Kinder und Jugendlichen schon allein in ihrer Freizeit nach allen Regeln der Kunst ins Knie gefickt wurden, so wurden diejenigen, die noch einen unserer herrlich unterfinanzierten, abgeranzten und mitunter stinkenden Bildungstempel besuchen dürfen, gleich auch noch zum Teil eines großen Experimentes. Mal mit Maskenpflicht, mal mit dilettantischem Heimunterricht, dann wieder mit Kohortentrennung und Pflichttestungen.

Alles natürlich unter gänzlicher Verweigerung gegenüber Realitäten und Fakten. Unliebsame Studien wurden nicht veröffentlicht. Fakten wurden verdreht und die Empfehlungen des RKI ignoriert. Stattdessen durften die Insassen von Bildungstempeln hören, wie wichtig auf einmal ihr Recht auf Bildung ist.

Aber auch nur, solange es darum geht, dass die Schüler*innen hingehen. Denn für Luftfilter in allen Klassenräumen reicht diese Wichtigkeit wieder nicht. Die würden nämlich Geld kosten. Und das wirft man lieber VW in den Rachen.

Von der Lehrerversorgung, der Digitalisierung oder der Qualität des Unterrichts sprechen wir lieber nicht. Sondern nutzen die Insassen der Bildungsschuppen lieber noch schnell für das Projekt Durchseuchung. Long Covid Smiley.

Wenn es um Geld geht, kommen wir auch gleich zum nächsten Thema, über das wir dringend reden müssen. Nämlich die Insassen der anderen Bildungsschuppen: Wir nennen sie gemeinhin Studenten und haben recht viele Vorurteile gegenüber ihnen.

Was wir für sie nicht haben sind vernünftige Hilfen, wenn dank Corona die Nebenjobs wegbrechen und sie finanziell nicht mehr über die Runden kommen. Darauf geschissen. Sollen sie doch zu Ihren Eltern zurück oder Burger braten… Oh, wait….

Ignoranz Smiley

Und wo wir schon bei Ignoranz sind. Ich könnte jetzt noch über Kommunalfinanzen – sind fürn Arsch – über die ewigen Novellen des NKitaG – wichtig, aber irgendwie brauchen wir dafür auch erstmal besseres und vor allem mehr Personal und genug Mittel das auch angemessen zu bezahlen – den Klimaschutz – Schon wieder etwas, das Geld kostet – und natürlich über Jugendbeteiligung reden. Und ich könnte mich noch so viel mehr aufregen. Aber das ist schlecht für das Herz, und das brauche ich noch für den Wahlkampf.

Deswegen nur noch so viel:

Ich bin Flo, 32 Jahre jung, Vorsitzender der PARTEI Duderstadt und Kreisgeschäftsführer. Seit letztem Jahr sitze ich im Rat der Stadt Duderstadt und bin 2019 beinahe Bürgermeister dieser Stadt geworden.

Ich habe 2017 die Ehre gehabt, den Wahlkampf von Dr. Prachar zu organisieren und wäre damit auch beinahe als Mitarbeiter in den Bundestag gewechselt.

Jetzt habe ich eigentlich keinen Bock darauf, Landtagsabgeordneter zu werden. Für euch würde ich jedoch auch diese Bürde auf mich nehmen und bitte deswegen um eure Zustimmung für meine Kandidatur.